HOCHSENSIBLE KINDER & JUGENDLICHE

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MEIN KIND IST IRGENDWIE ANDERS ...
Hochsensible Kinder und Jugendliche leichter verstehen lernen

 

Das Gefühl schon immer "irgendwie anders" gewesen zu sein, kennen viele hochsensible Menschen von Kindheit an. Hochsensible Kinder achten auf unzählige Dinge und bedenken winzige Details, die anderen in der Regel nicht auffallen und sie stellen kluge Fragen. Eltern können sich oft nicht erklären, was in dem kleinen Menschen vor sich geht. Was sie auszeichnet ist häufig eine große Kreativität und ausgeprägte Vorstellungskraft sowie nicht selten ein eher altersuntypischer Sinn für Humor und großer Gerechtigkeitssinn. Sie können, wenn sie sich sicher und geborgen fühlen, sehr empathisch, offen, kraftvoll und sozial kompetent sein.

 

Die andere Seite

Aber es gibt auch die andere Seite: Hochsensible Kinder reagieren in der Regel viel heftiger auf äußere Faktoren wie grelles Licht, laute Geräusche, starke Gerüche, Wärme und Kälte, Hunger und Durst. Diese Faktoren können innerhalb kürzester Zeit zu einer kompletten Überreizung ihres hochsensiblen Nervensystems führen und starke, scheinbar unvorhersehbare Gefühlsausbrüche mit sich bringen, die Eltern und Erzieher immer wieder vor Herausforderungen stellen.

 

Emotionale Rushhour

Wichtig zu wissen ist: hochsensible Kinder erleben Gefühle oftmals doppelt und dreifach, d.h. sie sind auf emotionaler Ebene maximal beansprucht. Somit helfen auch keine (rationalen) Ermahnungen wie: "Sei doch nicht so empfindlich!", "Stell dich nicht so an!", "Übertreib doch nicht immer so maßlos!", denn erstens appellieren sie an die Ratio, während gerade die Emotionen regieren, und zweitens fühlt sich das Kind mit seinen Empfindungen als falsch und lernt somit nicht einen angemessenen Umgang damit aufzubauen und vor allem seinen eigenen Wahrnehmungen zu vertrauen. 

Die extreme Beanspruchung im Alltag birgt gerade bei hochsensiblen Kindern überproportional häufig die Gefahr psychosomatischer Erscheinungen. Kopfschmerzen, Bauchschmerzen, Erbrechen, Fieber und Schwindel können ebenso dazu gehören, wie eine verstärkte Neigung zu Allergien oder Neurodermitis. Diese Symptome eines hochsensiblen Körpers werden zusätzlich durch starke Leistungsorientierung, extreme Schnelllebigkeit und Erfahrungen von Aggression und Gewalt forciert. 

 

Was hochsensible Kinder brauchen

Hochsensible Kinder brauchen (mehr) Aus- und Ruhezeiten, um sich - vielleicht in der Natur oder im Kontakt mit Tieren - regenerieren und wieder auftanken zu können. Darüber hinaus brauchen sie Lernstrategien, die ihrem Wahrnehmung- und Lernstil angepasst sind. Hochsensible Kinder lernen in der Regel ganzheitlich und erfassen Inhalte mit allen Sinnen, bevorzugt auch über Bilder. Sie brauchen Gleichgesinnte und das Gefühl "völlig in Ordnung" zu sein, um ihr feinfühliges Potenzial nutzen und ausleben zu können.

 

Zugegeben ...

das Leben mit Hochsensibilität ist nicht immer einfach - weder für das Kind, noch für seine Bezugspersonen.

Außerdem gilt es bedenken, dass es das typische hochsensible Kind natürlich nicht gibt, denn Hochsensibilität ist nur eines von verschiedenen Wesensmerkmalen. Nichts desto trotz brauchen hochsensible Kinder Eltern und Erzieher, die einen guten Umgang mit ihrer Andersartigkeit finden und ihnen vor allem mit sehr viel Klarheit begegnen. Es gilt die Wahrnehmungen des Kindes nicht in Frage zu stellen, ihre Grenzen zu respektieren und ihnen Sicherheit zu geben, so dass sie an ihren Grenzen wachsen können. Aufgrund ihrer Sensibilität, der frühen Wahrnehmung von atmosphärischen Störungen in ihrer Umgebung und ihrer ausgeprägten Empathiefähigkeit fordern sie ihre Umwelt als authentische Begleiter unablässig heraus. Gerade für diese Kinder ist ein liebevolles sich angenommen Fühlen der wichtigste Grundstein für eine glückliche und gesunde Entwicklung. 


In meinen Workshops, Vorträgen oder auch im persönlichen Gespräch im Rahmen einer individuellen Begleitung erhalten Sie einen Blick in die Seelenwelt von hochsensiblen Kindern und gewinnen Einsichten darüber, wie Sie sie liebevoll stärkend begleiten und wirkungsvoll unterstützen können.

 

 

Hochsensible Jugendliche 

Zwar gibt es den „typisch“ hochsensiblen Jugendlichen nicht; gemeinsam ist hochsensiblen
Teenagern aber ein hocherregbares autonomes Nervensystem, das ein intensiveres und oft
auch differenziertes Alltagserleben mit sich bringt. Die Kompetenzen des Pubertierenden sich von äußeren und inneren Reizen abzugrenzen, erfährt noch einmal eine Herausforderung, weil viele Reize aufgrund der hormonellen Veränderung und dem damit einhergehenden veränderten Körpererleben neu sind, unvorbereitet kommen und plötzlich anders bewertet werden. So rückt für viele zum Beispiel das andere Geschlecht, das früher generell doof war, nun mehr und mehr in den Fokus und möchte beeindruckt werden. 

Hinzu kommt, dass der/die Jugendliche einen schnellen Wechsel zwischen einem erwachsenen Anteil und dem des Kindes erlebt. Das Streben nach Selbstbestimmung und das Bedürfnis nach Geborgenheit und Sicherheit zeigen sich lange Zeit parallel. Die Selbstsicherheit steht noch auf wackeligen Füßen. Und obwohl der Teenager versucht, sich zunehmend vom Elternhaus freizuschwimmen, benötigt er gleichzeitig ein dosiertes Maß an elterlicher Aufmerksamkeit, Unterstützung und Ermutigung. Die Verunsicherung in der Selbstwahrnehmung kann unter Umständen auch ein deutliches Aggressions- oder Rückzugspotential erzeugen, das einen angemessen Umgang von beiden sucht. Viele hochsensible Jugendliche fühlen sich gerade in dieser herausfordernden Zeit hin und wieder von den Eltern alleine gelassen.

Besonders wichtig ist es den Teenager in den verschiedenen Rollenversuchen ernst zu nehmen. Bevormundung und Bedrängung mit gut gemeinten Ratschlägen kommt zumeist nicht gut an und wird nicht selten mit deutlicher Abwehr beantwortet. Der erwachsene Anteil fordert vehement einen respektvollen Umgang, während der kindliche sich gleichzeitig weiterhin nach Geborgenheit sehnt. Hierbei spielt die körperliche und seelische Schamgrenze noch mehr als zuvor eine herausreagende Rolle, denn gerade hochsensible Pubertierende haben aufgrund ihres Temperaments in der Regel schon früh ein Erleben von Falsch oder Anders sein kennen gelernt.

Die Anforderungen an Jugendliche können so groß werden, dass die Versuchung, sich durch Suchtmittel oder selbstverletzendes Verhalten der Auseinandersetzung mit sich selbst zu entziehen steigt. Mit schwindender Sicherheit in der Pubertät kann die Abhängigkeit von Mitteln, Menschen und Methoden einher gehen, die scheinbare Sicherheit und erfolgreiche Leistungen verheißen. Daher dürfen sich Eltern weder von rebellischer Extroversion noch von ungewöhnlichem Rückzug täuschen lassen. Sie können Ausdruck dafür sein, dass der/die Jugendliche Orientierung und Halt verloren hat.

Das Ziel der Begleitpersonen sollte sein standhaft zu sein, sich selbst abzugrenzen und die Widerstände nicht persönlich zu nehmen. Die Aufgabe besteht nun darin, das Kind neu zu entdecken, gegebenenfalls Grenzen aufzuweichen und Toleranzschwellen zu verschieben. Hochsensible Jugendliche brauchen zunehmend Verantwortung und Freiraum und eine Begegnung auf Augenhöhe. Wer sein Kind in der Pubertät noch übermäßig verwöhnt oder beschützt, hindert es unter Umständen daran, sich zu einem selbstbewussten und autarken Erwachsenen zu entwickeln, der sich ausprobieren und lernen durfte seinen eigenen Kräften zu vertrauen.
 

 

Hochsensible Babys und Kleinkinder


sind nicht grundsätzlich schwieriger im Umgang als andere Kinder, aber sie werden schon mit einem empfindsameren Nervensystem geboren. Ihre Wahrnehmungskanäle sind weit geöffnet, so dass sie alle Eindrücke über die Augen, die Ohren und ihre Haut intensiv aufnehmen. Sie können sich (noch) nicht abgrenzen oder selbst regulieren und sind somit schnell überstimuliert. 

Daraus können einige Eigenarten entstehen, durch die sie oft schon sehr früh auffallen. Sie brauchen viel Körperkontakt; wollen häufig getragen werden, können lange nicht alleine schlafen und auch nicht einfach mal so 'weggelegt werden'. Sie profitieren von einer festen Bezugsperson sowie einem ruhigen, strukturierten Tagesablauf mit festen Ritualen. Gerät der bekannte Ablauf durcheinander können Unruhe, schlechte Laune und Weinen die Folge sein.

Im Zustand von Übererregung fallen ihre Reaktionen teilweise recht heftig aus. Ein eindeutiges Zeichen, dass es ihnen zu viel wird, ist das Abwenden des Kopfes und Überstrecken des Körpers verbunden mit Strampeln und Weinen, um die Übererregung zu beenden. Wird dieses Verhalten als Wunsch nach Unterhaltung oder Aufmerksamkeit missverstanden und mit wiegen, schaukeln oder bespielen beantwortet, können hochsensible Babys sich sehr aufregen. Sie reagieren dann womöglich mit heftigem Geschrei, Schluchtzen, Zittern und lassen sich nur sehr schwer beruhigen. Teilweise kann es auch zu spontanem Erbrechen, Fieber oder auch Ausschlag, als körperlicher Ausdruck von Überlastung führen. Die Botschaft dahinter bedeutet: "Hör bitte auf! - Ich bin überfordert!"

 

Co-Regulation

Bedenken Sie, dass Babys und Kleinstkinder sich noch nicht selbst beruhigen können, weil der parasympathische Zweig ihres Nervensystems der für Entspannung zuständig ist, noch nicht voll ausgebildet ist.

Das bedeutet, dass Entspannung in den ersten 1-3 Lebensjahren durch die Co-Regulation über den Körper der Bezugsperson eingeladen werden muss. Ist der Erwachsene gut mit sich verbunden, spürt sich in seinem Körper und fühlt sich ausbalanciert, kann sich das Nervensystem des kleinen Menschen daran orientieren und schwingt sich darauf ein. 

Sprechen Sie mit ihrem Baby, sagen Sie ihm was sie als nächstes (mit ihm) tun werden und warum. Es versteht mehr als man denkt. Fragen Sie es zum Beispiel warum es weint und geben Sie ihm den Raum sich auf seine Weise auszudrücken. Wenn es Ihnen gelingt sich innerlich zu entspannen und das Baby mit liebevoller, ruhiger Stimme sanft einzuhüllen, kann das aktivierte Nervensystem wieder herunterfahren.

Aufrichtige Zuwendung von vertrauten Menschen ist das Allerwichtigste, wobei Zuwendung nicht andauerndes Zusammensein bedeutet. Das gilt natürlich für alle Babys, für die hochsensiblen aber in noch ausgeprägterem Maße, denn sie spüren unmittelbar was ihre Bezugperson spürt. 

 

Auffällig ist

wie früh hochsensible Babys anfangen ihre Umgebung permanent zu beobachten und zu interagieren. Dabei zeigt sich, wie sehr sie in der Lage sind, die verschiedenen Gefühlslagen der Menschen um sich herum zu unterscheiden und vielschichtig zu reagieren.

Gerade für die Allerkleinsten ist es wichtig, dass Sie zu ihrem sicheren Ort werden.

Elaine Aron verweist auf eine Studie die zeigt, dass diese besodnere Wahrnehmungsfähigkeit auf emotionalem Gebiet auf eine erhöhte Aktivität in der rechten Hemisphäre des Gehirns zurückzuführen ist. Auf den Bereich, mit dem emotionale und soziale Intelligenz vebunden wird.